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Das Fachgespräch zählt zu den mündlichen Prüfungsinstrumenten. Im Fachgespräch soll sich zeigen, ob die Prüflinge über die notwendigen Handlungskompetenzen in beruflichen Situationen verfügen. Es geht also in diesen Gesprächen vor allem um den Überblick und das Verständnis für Prozesse sowie für fachliche Probleme und deren Lösungen. Die Prüflinge sollen im Gespräch Bezüge zu ihren betrieblichen Erfahrungen herstellen und dabei auch betriebsspezifische Regelungen ansprechen. So wird die Praxisnähe erreicht, die durch das Fachgespräch angestrebt ist.

Auftragsbezogen, fallbezogen, situativ: Ausprägungen des Fachgesprächs

Es gibt nicht das eine Fachgespräch, sondern es wird zwischen verschiedenen Ausprägungen unterschieden. Inhalt jedes Fachgespräches ist eine Aufgabe, eine Arbeitsprobe, ein Prüfungsstück bzw. ein Prüfungsprodukt oder ein betrieblicher Auftrag. Der Prüfling soll sein fachliches Verständnis nachweisen und auch alternative Lösungswege aufzeigen. Die Prüfenden sollen dies durch gezielte, offene Nachfragen unterstützen – immer unter Berücksichtigung der individuellen Arbeitsleistungen des Prüflings. Der Dialog soll stets auf Augenhöhe „unter Fachleuten“ stattfinden. Die Prüflinge sollen angstfrei ihre Leistung präsentieren und ihre Stärken zeigen können – unterstützt durch das Verhalten der Prüfenden, eine gute Atmosphäre, hilfreiche und ermutigende Reaktionen oder auch eine angemessene Lautstärke.

Was sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Ausprägungen?

In seiner Empfehlung „zur Struktur und Gestaltung von Ausbildungsordnungen – Prüfungsanforderungen“ unterscheidet der BIBB-Hauptausschuss bezogen auf die Prüfungsregelungen zwischen dem fallbezogenem, dem auftragsbezogenem sowie dem situativen Fachgespräch.

Die Fachgespräche unterscheiden sich zum einen dahingehend, ob sie gesondert bewertet und gewichtet werden. So hat das fallbezogene Fachgespräch eigene Prüfungsanforderungen sowie eine eigene Bewertung und Gewichtung. Demgegenüber muss in den übrigen Fachgesprächen die Prüfungsleistung in Kombination mit anderen Prüfungsinstrumenten bewertet werden: Ein auftragsbezogenes Fachgespräch bezieht sich etwa auf eine Arbeitsprobe oder -aufgabe. Auch die Prüfungsumgebung kann unterschiedlich sein. So wird ein fallbezogenes Fachgespräch in der Regel in einem separaten Raum stattfinden, während ein situatives Fachgespräch am Arbeitsort stattfinden muss, weil es parallel zu der vom Prüfling ausgeführten Tätigkeit durchgeführt wird. 

Überblick: Ausprägungen des Fachgesprächs

 Fallbezogenes FachgesprächAuftragsbezogenes FachgesprächSituatives Fachgespräch
Worauf bezieht sich das Fachgespräch?praxisbezogene Aufgabe*Betrieblicher Auftrag, Prüfungsprodukt/Prüfungsstück, Arbeitsprobe oder ArbeitsaufgabeSituationen einer parallel stattfindenden Arbeitsaufgabe oder Arbeitsprobe
Bewertung/GewichtungHat eigene Prüfungsanforderungen und GewichtungKeine eigene Bewertung, sondern unterstützt die Bewertung des o.g. Prüfungsinstruments
Beispielberuf, in dem Fachgespräch zur Anwendung kommtKaufmann/-frau im EinzelhandelKoch/Köchin (auf Basis einer Arbeitsaufgabe)Anlagenmechaniker/-in (auf Basis einer Arbeitsaufgabe)

* Exklusiv für das fallbezogene Fachgespräch wird dem Prüfling eine praxisbezogene Aufgabe („ein Fall“) gestellt. Diese Aufgabe ist also kein eigenes Prüfungsinstrument. Aus diesem Grund hat das fallbezogene Fachgespräch eigene Prüfungsanforderungen und eine eigene Gewichtung.

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PDF zum Download: Gesamtübersicht Fachgespräche

Die Tabelle ist ein Ausschnitt aus einem Überblick zu Ausprägungen des Fachgesprächs. Dieser enthält zusätzlich Hinweise für Prüfende zur Gesprächsführung sowie dazu, was im Fachgespräch bewertet wird.

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Tabelle mit einer Übersicht der Ausprägungen des Fachgesprächs inkl. Hinweisen zur Gesprächsführung, zu Bewertung/Gewichtung und Beispielberufen
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241825.00
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application/pdf
Stil
Hellgrau
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Viele Ausbildungsordnungen schreiben die Kombination mehrerer Prüfungsinstrumente vor. Bis auf das fallbezogene Fachgespräch, das in der Durchführung mit einer mündlichen Prüfung (zum Beispiel im Abitur) vergleichbar ist, werden Fachgespräche nur im Zusammenhang mit einem oder mehreren weiteren Prüfungsinstrumenten bewertet. So kann etwa ein auftragsbezogenes Fachgespräch nur geführt werden, wenn der Prüfling zuvor beispielsweise einen betrieblichen Auftrag durchgeführt und dokumentiert hat.

Wie sieht die Kombination des Fachgesprächs mit anderen Prüfungsinstrumenten in der Praxis aus? Dies wird im Folgenden anhand der Ausbildungsordnung Koch/Köchin dargestellt.

Kombination auftragsbezogenes Fachgespräch und Arbeitsaufgabe am Beispiel Koch/Köchin

Ob im Rahmen der Abschlussprüfung Fachgespräche zum Einsatz kommen und ob diese mit anderen Prüfungsinstrumenten kombiniert werden, steht in der Ausbildungsordnung des jeweiligen Berufs. Anhand eines Auszugs aus der Verordnung über die Berufsausbildung zum Koch/zur Köchin (2022), den wir als PDF zur Verfügung stellen, werden die einzelnen Prüfungsbestandteile erläutert.

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Auftragsbezogenes Fachgespräch und Arbeitsaufgabe (Koch/Köchin)

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Auszug aus der Verordnung über die Berufsausbildung zum Koch/zur Köchin (2022)
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201872.00
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application/pdf
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Hellgrau
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In unserem Beispiel heißt der Prüfungsbereich „Zubereiten von einfachen Speisen und Gerichten“. Dieser wird in einen ersten Teil (Absatz 3) und einen zweiten Teil (Absatz 4) aufgeteilt. In unserer Beschreibung beschränken wir uns auf den zweiten Teil.

Laut den Prüfungsanforderungen hat der Prüfling nachzuweisen, dass er in der Lage ist, eine Vorspeise und ein Hauptgericht zuzubereiten. Mit welchen Methoden hat er das nachzuweisen? Hier kommt nun ein auftragsbezogenes Fachgespräch
zum Einsatz. Das bedeutet, es muss sich ein weiteres Prüfungsinstrument in der Verordnung finden, das mit dem Fachgespräch kombiniert wird (siehe Tabelle mit Überblick zu den Fachgesprächen). Der Beispielverordnung ist zu entnehmen, dass der Prüfling zunächst eine Arbeitsaufgabe durchzuführen hat, auf deren Basis im Anschluss ein auftragsbezogenes Fachgespräch zu führen ist.

Zudem ist je Prüfungsinstrument ein gesonderter zeitlicher Rahmen festgelegt: Für die Arbeitsaufgabe haben die Prüflinge im Beruf Koch/Köchin 3 Stunden und 45 Minuten Zeit. Auf das auftragsbezogene Fachgespräch entfallen maximal 15 Minuten. Schließlich ist der Verordnung zu entnehmen, mit welcher Gewichtung die einzelnen Teile in die Ermittlung des Ergebnisses für den Prüfungsbereich eingehen. Im Beispiel geht der zweite Teil (Arbeitsaufgabe und auftragsbezogenes Fachgespräch zusammen) mit 70 Prozent in die Ermittlung des Ergebnisses ein.

Was und wie wird bewertet?

Beim auftragsbezogenen Fachgespräch werden das methodische Vorgehen des Prüflings, dessen Lösungswege und/oder das Verständnis für Hintergründe und Zusammenhänge bewertet – stets im Hinblick auf die zuvor durchgeführte Aufgabe. Dazu eignen sich folgende Beispielfragen:

Fragen zur Information und Arbeitsplanung:

  • Können Sie die Reihenfolge Ihrer Arbeitsschritte begründen?
  • Welche Abstimmungen mussten getroffen werden?

Fragen zur Durchführung:

  • Wie begründen Sie den Einsatz Ihrer Arbeitsmittel und Verfahren?
  • Welche Alternativen hätte es dazu gegeben?

Fragen zur Kontrolle:

  • Wie haben Sie die Qualität Ihrer Arbeit überprüft?
  • Was würden Sie aus jetziger Sicht anders machen und warum?

Doch wie wird der unmittelbare Eindruck zu den Antworten des Prüflings auf diese Fragen festgehalten und schließlich bewertet? Eine Gesamtbeurteilung nach Prüfungsende auf „Gedächtnisbasis“ ist nicht vorgesehen und auch nichts rechtens. Sondern: Im Regelfall fertigt der Prüfungsausschuss bzw. die Prüferdelegation zur Dokumentation eine Niederschrift an. Auch werden vorbereitend Bewertungsbögen samt Bewertungskriterien erstellt. Bei der Entwicklung der Bewertungsbögen sollte sich der Ausschuss auch über die Gewichtung in Bezug auf die einzelnen Kriterien verständigen. Zusätzlich empfiehlt es sich, festzuhalten, welches beobachtbare Verhalten geeignet ist, die Kriterien zu bewerten. Vorlagen werden häufig durch die zuständigen Stellen zur Verfügung gestellt.

Während der Prüfungssituation nutzt der Prüfungsausschuss bzw. die Prüferdelegation den Bewertungsbogen, um sich Notizen zum Gesprächsverlauf, zu Leistungen und Fehlern machen zu können. Im Hinblick auf den oben vorgestellten Prüfungsbereich kann der Bogen beispielsweise folgende Struktur aufweisen:

Mögliche Struktur eines Bewertungsbogens
  VorspeiseHauptgang
Hygiene, Arbeitssicherheit, Umweltschutz  
Vor- und Zubereitung
- Mise en place
- Arbeitsweise
- Materialverwendung
- Geräteeinsatz
   
VerkaufsfähigkeitPräsentation  
Geschmack  

Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.): Fachkraft Küche und Koch/Köchin. Umsetzungshilfe für die Ausbildungspraxis. Bonn 2022

In jedes Feld können sowohl zusammenfassende Notizen als auch Kurzbewertungen zur Leistung (z. B. auf der Skala: ++/+/o/-/--) eingetragen werden. Da das Fachgespräch zu den sogenannten flüchtigen Prüfungsleistungen zählt, kommt der Dokumentation durch die Prüfenden eine hohe Bedeutung zu. Während der Prüfung zu protokollieren (auch für Außenstehende) sind insbesondere: Zwischenfälle, Hinweise zur Leistungsbeurteilung samt Begründungen für Punktabzüge, Abweichung von der Zeitvorgabe – nicht nur für die spätere Gesamtbewertung, sondern auch um Rechtssicherheit zu gewährleisten. Jedes Mitglied des Ausschusses bzw. der Prüferdelegation füllt einen eigenen Bogen unabhängig von den übrigen Prüfenden aus und bildet sich in Bezug auf die gezeigte Leistung ein eigenes Urteil, um ein möglichst hohes Maß an Objektivität zu gewährleisten. Das Ergebnis dieser Einzelbewertungen wird im Anschluss gemeinsam besprochen, um zu einer gemeinsamen Bewertung zu kommen.

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Beschreibung

Auf einen Blick

  • Fachgespräche zählen zu den mündlichen Prüfungsinstrumenten und kommen in vielen Prüfungen vor.
  • Fachgespräche sind Dialoge auf Augenhöhe unter Fachleuten, keine reinen Wissensabfragen.
  • Es werden möglichst offene Fragen gestellt, Nachfragen beziehen sich auf die Handlungen und Aussagen des Prüflings.
  • Das situative und das auftragsbezogene Fachgespräch werden immer mit einem anderen Prüfungsinstrument kombiniert.
  • Die Anforderungen an den Prüfling stehen in der jeweiligen Ausbildungsordnung.
  • Fachgespräche erfassen flüchtige Prüfungsleistungen.
  • Daher sind die Ansprüche an die Prüfenden besonders hoch – der Dokumentation kommt hier eine hohe Bedeutung zu.
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Bewertungsbogen Abschlussprüfung
Koch/Köchin - mit freundlicher Genehmigung der IHK Köln (PDF)
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92566.00
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IHK Köln
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Teaserbild
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Vier Menschen sprechen miteinander in einem Raum, in dem medizinische Gegenstände sind.
BIBB | Leando | Trias
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In der Abschlussprüfung vieler Ausbildungsberufe werden Fachgespräche geführt. Sie zählen zu den mündlichen Prüfungsinstrumenten. Dabei gibt es verschiedene Ausprägungen des Fachgesprächs: Oft wird es mit anderen Prüfungsinstrumenten kombiniert.

Kachel-Teaser Text
Das Fachgespräch ist ein Dialog auf Augenhöhe, in dem der Prüfling seine Handlungskompetenz zeigt.
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