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Prüfungssituationen sind für viele Menschen eine Herausforderung. Während einige mit solchen Leistungssituationen gut zurechtkommen, löst bei anderen schon der Gedanke an die Prüfung Panikattacken aus. Prüfungsangst gehört zu den sozialen Bewertungsängsten: Im Vordergrund stehen oft die Angst vor der Bewertung der persönlichen Fähigkeiten und Kenntnisse und/oder davor, zu „versagen". Prüfungsangst kann den erfolgreichen Abschluss einer Prüfung ernsthaft gefährden.

Prüfungsangst kann sich auf ganz unterschiedliche Bereiche der Prüfung beziehen:

  • auf die Prüfungsvorbereitung,
  • auf die Prüfungssituation selbst,
  • darauf, in der Prüfung zu versagen.
  • Manche Prüflinge haben auch Angst vor den Prüfenden.

Bei vielen verändert sich bereits im Vorfeld der Prüfung durch die Angst das gewohnte Arbeits- und Lernverhalten nachhaltig – sie fühlen sich etwa vom Lernstoff überfordert, lernen rund um die Uhr oder schieben im Gegenteil das Thema vor sich her. Viele Prüflinge berichten von einem sogenannten „Blackout“ während der Prüfung. Sie machen vor Aufregung unnötige Fehler oder können Aufgaben gar nicht lösen. Selbst vor den Folgen einer bestandenen Prüfung können sich Prüflinge fürchten – zum Beispiel vor gesteigerten Leistungsanforderungen an sie als ausgebildete Fachkraft im Betrieb (Überforderung).

Wie äußert sich Prüfungsangst?

Allein die Ankündigung eines Prüfungstermins kann Anspannung, Unruhe oder Panik auslösen, die teilweise schon Wochen vor der Prüfung auftreten und bis zum Prüfungstag anhalten können.

Eine gewisse Aufregung, Unruhe oder schwitzige Hände angesichts einer Prüfung sind dabei zunächst kein Alarmsignal. Ein bisschen Lampenfieber ist sogar hilfreich und wirkt sich positiv auf Motivation und Leistung aus: Wenn der Körper Stresshormone (Adrenalin/Noradrenalin) ausschüttet, werden die Sinne geschärft und die Leistungsfähigkeit steigt. Dagegen fällt die Leistungskurve stark ab, wenn die Angst ein bestimmtes Niveau überschreitet. 1

Starke Prüfungsangst ist für die Betroffenen ein Problem.

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Was ist Prüfungsangst?
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Symptome von Prüfungsangst
Elemente
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Seelisches Befinden
Beschreibung
  • Depressive Stimmungen
  • Negative Selbsteinschätzung, Jammern, Misserfolgserwartungen (selbsterfüllende Prophezeiungen)
  • Zweifeln, auch an positiven Erwartungsäußerungen von Bezugspersonen
  • Unsicherheit
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Leistungsfähigkeit
Beschreibung
  • Konzentrationsschwierigkeiten, teilweise bereits bei der Prüfungsvorbereitung
  • Gedankenblockaden, Erinnerungsschwächen
  • Erkennen von Zusammenhängen und Transferleistungen sowie klares Denken werden verhindert, Angstspirale
  • Entscheidungsunsicherheit (z.B. Hin- und Herspringen von einer Prüfungsaufgabe zur anderen)
  • Zu langes Überlegen vor einer Antwort
  • Ständiges Gedankenkreisen
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Körperliche Reaktionen
Beschreibung
  • Übermäßiges Schwitzen, Frieren, Zittern, Muskelzucken
  • Vermehrter Durst, häufiger Harndrang, Verdauungsprobleme, Appetitlosigkeit, Übelkeit
  • Hustenanfälle, Halsreizungen, Stimmversagen
  • Schlafstörungen, Mattigkeit, Reizbarkeit
  • Kopfschmerzen, Herzklopfen, Schwindelattacken, Herzrhythmusstörungen
  • Veränderung des Blutdrucks, Blutzuckerspiegel, Atemfrequenz, Stottern
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Verhalten
Beschreibung
  • Magische“ oder „prophezeiende“ Handlungen: Rituale, Glückssymbole, Horoskop lesen
  • Präventive Einnahme von Aufputschmitteln und Medikamenten bis hin zum suchtartigen Medikamentenmissbrauch
  • Ungewöhnliches Verhalten wie unangemessene Äußerungen oder Weinen
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Tritt Prüfungsangst aufgrund einer diagnostizierten Beeinträchtigung wie etwa einer sozialen Phobie oder Angststörung auf, so kann der Prüfling bei der zuständigen Stelle einen individuellen Nachteilsausgleich beantragen. Hierzu muss er im Vorfeld der Prüfung ein fachärztliches Gutachten vorlegen. Die zuständige Stelle entscheidet im Einzelfall über den Nachteilsausgleich. Dieser kann zum Beispiel darin bestehen, dass eine Vertrauensperson bei der Prüfung anwesend ist oder die Prüfung an einem vertrauten Ort wie dem eigenen Arbeitsplatz durchgeführt wird.

Mehr zum Nachteilsausgleich:

Nachteilsausgleich für behinderte Auszubildende, Handbuch für die Ausbildungs- und Prüfungspraxis. Vollmer, Kirsten; Frohnenberg, Claudia

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Stil
Hellgrau
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Um als Prüfender auf ängstliche Prüflinge eingehen zu können, ist es gut, mögliche Gründe zu kennen. Meist hat die Angst ihren Ursprung in einem ganzen Bündel von Ursachen, die sich oft gegenseitig bedingen und beeinflussen. So etwa:

  • Schlechte Erfahrungen aus vorangegangenen Prüfungssituationen
  • Beobachtung von Ängsten anderer Personen in Prüfungen
  • Überzogene Erwartungen an sich selbst oder durch das soziale Umfeld
  • Schlechte bzw. falsche Vorbereitung auf die Prüfung
  • Persönlichkeitsmerkmale, wie ein geringes Selbstwirksamkeitsempfinden, starke Schüchternheit, Versagensängste oder gar Phobien
  • Erkrankungen, belastende Lebensumstände oder andere individuelle Faktoren

Wenn der Prüfung eine hohe Bedeutung für den weiteren privaten und beruflichen Lebensweg zugemessen wird, kann dies die Prüfungsangst
zusätzlich verstärken. Weitere Faktoren kommen dann durch die Prüfung selbst hinzu: So etwa können hoher Zeitdruck, der Schwierigkeitsgrad und die Komplexität der Aufgaben, fehlende Vertrautheit mit dem „Prüfungsprozedere“, dem Prüfungsort und dem Prüfungsausschuss
Ängste weiter verstärken.

Wichtig ist, dem Prüfling zu vermitteln, dass es in der Prüfung nicht darum geht, seine Schwächen aufzudecken, sondern seine vorhandenen Fähigkeiten und Kenntnisse zu präsentieren.

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Woher kommt Prüfungsangst?
Beschreibung

Empfehlungen für Prüferinnen und Prüfer

Wer sich als Prüfer/-in an eigene Prüfungssituationen erinnern kann, dem fällt es oft leichter, sich in die Prüflinge hineinzuversetzen. Dabei geht es darum, eine gesunde Mischung zwischen der Gleichbehandlung aller Prüflinge und dem Blick auf die individuellen Persönlichkeiten zu wahren. Elemente des Prüfungsprozesses, die Angst auslösen oder verstärken können, sollten identifiziert und möglichst ausgeschaltet oder zumindest abgeschwächt werden. Die folgenden Empfehlungen können vor allem in mündlichen Prüfungen helfen, sind aber auch für praktische und schriftliche Prüfungen hilfreich:

  • Prüfling freundlich begrüßen: Eine gegenseitige Vorstellung der an der Prüfung beteiligten Personen lockert die Gesprächsatmosphäre und reduziert die Anspannung. Prüfungsgespräche sollten möglichst auf Augenhöhe stattfinden.
  • Smalltalk zum Einstieg: Dies stellt nicht nur eine persönliche Beziehung her, sondern die Ablenkung hilft, den Puls abzusenken. Fragen, etwa nach dem Ankommen, die gar nicht falsch beantwortet werden können, bieten dem Prüfling eine positive Verstärkung und steigern das Selbstvertrauen.
  • Prüfungsablauf kurz vorstellen: Das verschafft den Prüflingen Zeit, sich zu sammeln und sorgt für Transparenz. Dann möglichst abwarten, bis der Prüfling sich entspannt.
  • Selbst entspannt wirken: Eine lockere Gesprächsatmosphäre kann den Prüflingen Ruhe und Sicherheit vermitteln und ihre Konzentration unterstützen.
  • Leichter Einstieg: Einfache und weniger umfangreiche Aufgaben zu Beginn erleichtern das Einfinden in die Prüfungssituation, Erfolgserlebnisse bauen sich langsam auf.
  • Positive Rückmeldungen bei der richtigen Antwort oder bei der Lösung einer Aufgabe: Bereits ein freundliches Lächeln oder aufmunterndes Nicken können dem Prüfling Sicherheit vermitteln und das Selbstbewusstsein stärken.
  • Zeit: Grundsätzlich sollte dem Prüfling ausreichend Zeit zum Nachdenken und Antworten gewährt werden. Sofern der Prüfling nicht in der Lage ist, eine Frage direkt zu beantworten, sollte durch eine Umformulierung der Frage ein Neueinstieg in die Aufgabe ermöglicht werden. Antworten geduldig abwarten; Prüflinge aussprechen lassen.
  • Emphatisch beobachten: Prüflinge aufmerksam beobachten und auf die Nervosität eingehen, wenn dies erforderlich erscheint.
  • Hilfe bei Blackout: ein Glas Wasser anzubieten, den Prüfling aufzufordern, dreimal tief durchzuatmen oder mit den Zehen zu wackeln kann bei einem Blackout helfen. Als Prüfender können Sie auch zu einer Frage vor dem Blackout zurückkehren, die der Prüfling bereits richtig beantwortet hat. Und dann fortfahren, wenn der Prüfling sich wieder gefangen hat.
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Jugendliche verbirgt das Gesicht mit ihren Händen
BIBB | Leando
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Prüfungsangst kann den erfolgreichen Abschluss einer Prüfung ernsthaft gefährden. Eine wichtige Aufgabe für Prüfende ist es deswegen, eine angenehme Prüfungsatmosphäre zu schaffen und so den Prüflingen mögliche Ängste zu nehmen.

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Starke Prüfungsangst ist für die Betroffenen ein Problem. Wie können Prüfende helfen?
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