Innovative Technologien sind für das Gelingen der Energiewende unerlässlich. Als Alternative zu fossilen Energieträgern, kann grüner Wasserstoff (H2) immer dann dazu beitragen, CO2-Emissionen zu verringern, wenn die direkte Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien gar nicht oder nicht ausreichend möglich ist. Somit ist H2 sowohl für die Stahl- und Chemieindustrie interessant als auch für die Bereiche Mobilität und Wärmegewinnung. Um die Nutzung von Wasserstoff weiter voranzubringen, gab bzw. gibt es diverse Förderprojekte, die den Markthochlauf von H2 auf nationaler und internationaler Ebene unterstützen. Eines dieser Vorhaben war das Projekt "H2PRO: Wasserstoff – ein Zukunftsthema der beruflichen Bildung im Kontext der Energiewende", das sich von Oktober 2021 bis September 2024 u.a. der Frage widmete: "Welche Ausbildungsberufe und Qualifikationen werden benötigt, damit grüner Wasserstoff zum Schlüsselrohstoff für eine grüne Wirtschaft werden kann?"

Gefördert wurde das Vorhaben "H2PRO" vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. In Stuttgart begrüßte Dr. Gert Zinke, wissenschaftlicher Ansprechpartner im Projekt, die rund 30 Teilnehmenden des Workshops "H2PRO: Wasserstoff in der Berufsausbildung – Online-Community live" und präsentierte wichtige Ergebnisse aus dem Projekt des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). So seien etwa qualifizierte Fachkräfte "unabdingbar", um die Technologie voranzubringen, denn sie lieferten wertvolle Innovationsbeiträge und sicherten die Zukunftsfestigkeit der H2-Technologie. Hemmnisse beim Wasserstoff-Markthochlauf seien, dass die berufliche Bildung in H2-Diskursen noch vernachlässigt werde und ein Kenntnismangel über den tatsächlichen Qualifizierungsbedarf herrsche. Grundsätzlich müsse eine Ergänzung und Vertiefung der Lehrpläne um das Thema Wasserstoff mit seinen jeweiligen Facetten angestrebt werden, ohne neue Berufe oder Ausbildungen zu schaffen. Eine breite Wasserstoffeinführung wird zudem erst nach 2030 erwartet.
Neben der Präsentation der Projektergebnisse stellt Dr. Zinke die Online-Community "H2PRO – Wasserstoff in der Berufsbildung" vor, die aus dem Netzwerk des "H2PRO"-Projekts entstanden ist und seit Herbst 2024 einen Austausch zum Thema Wasserstoff auf dem BIBB-Portal Leando ermöglicht.
H2PRO Community: Wasserstoff in der Berufsbildung
Präsentation von Dr. Gert Zinke und Thomas Felkl (BIBB).

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Nutzen Sie die Möglichkeit, sich auf dem Portal für Ausbildungs- und Prüfungspersonal mit anderen Nutzer/-innen zum Thema Wasserstoff auszutauschen. Als Mitglied der Community "H2PRO – Wasserstoff in der Berufsbildung" können Sie auf Leando in den direkten Austausch mit Fachleuten treten und Ihr Wissen zum Thema H2 erweitern.
Um eine Beitrittsanfrage senden zu können, müssen Sie sich zunächst im Community-Bereich des Leando-Portals registrieren. Anschließend können Sie die Community "H2PRO – Wasserstoff in der Berufsbildung" unter dem Reiter "Communitys / Alle Communitys" finden. Alternativ können Sie eine Anfrage senden an: leando@bibb.de
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Im Anschluss an die Begrüßung stellte Manuel Hafner von den Stadtwerken Stuttgart als erster Referent das Projekt "Green Hydrogen Hub" vor. Dabei geht es um den Bau eines Wasserstoff-Hubs in der baden-württembergischen Landeshauptstadt, der Platz hat für insgesamt vier Elektrolyseure. Am Stuttgarter Hafen gelegen, soll der Hub 1000 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr produzieren – u.a. durch Rückgriff auf eine flexible, strommarktgeführte Betriebsweise (KI-gesteuert). LKW können auf dem Gelände des Hubs zudem für die Belieferung der Region (Radius 50 km) befüllt werden. Eine mehr als sechs Kilometer lange Pipeline befördert zudem Wasserstoff vom "Green Hydrogen Hub" in das Neckartal.
"Green Hydrogen Hub"
Präsentation von Manuel Hafner (Stadtwerke Stuttgart)
Studiendirektor Alfonso D’Avanzo von der Balthasar-Neumann-Schule 1 Bruchsal stellte nach dem Vortrag von Manuel Hafner das Projekt H2K vor, bei dem es um den Bau eines Wasserstoffkompetenzzentrums im Landkreis Karlsruhe geht. Mit dem H2-Kraftwerk im Labormaßstab soll u.a. grüner Wasserstoff erzeugt werden und mithilfe der H2-Technologie überschüssige Energie – aus Photovoltaikanlagen – gespeichert werden. Daneben lassen sich anhand der Anlage Wartung und Steuerung eines Wasserstoffkraftwerks optimal veranschaulichen.
D’Avanzo zitierte bei der Vorstellung des H2K-Konzepts eine Empfehlung von Sylvia Schattauer, Mitglied des nationalen Wasserstoffrats, die lautet: "Wir müssen Wasserstoff als Sympathieträger etablieren." Der Studiendirektor weiter: "Wir wollen in Bruchsal benötigte Fachkräfte praxisnah ausbilden und Qualifikationen für zukünftige Anforderungen anbieten." Ferner sollen Bildungsangebote zum Thema Wasserstoff möglichst vielen zur Verfügung gestellt werden. In den Lehrplänen gäbe es bereits Bereiche, an denen man inhaltlich andocken könne, so D‘Avanzo – auch im Werkstattunterricht. Eine didaktische Einbettung des Wasserstoffkompetenzzentrums sieht die Balthasar-Neumann-Schule 1 für die Berufe aus den Bereichen SHK und Elektro vor. Daneben soll das H2-Kraftwerk mit digitalem Zwilling einen breiten Wissenstransfer mit Berufsschulen, Innungen und Dachorganisationen und weiteren Kooperationspartner ermöglichen.
H2K-Projekt Bruchsal
Präsentation von Alfonso D'Avanzo (Balthasar-Neumann-Schule 1 Bruchsal)
Die Reihe der Workshop-Vorträge vervollständigten Heribert Gantner und Dr. Isolde Fleuchaus von der Gewerblichen Schule Backnang. Vor rund einem Jahr ist dort die Lernwerkstatt "HyLab" eröffnet worden. Sie hat sich darauf spezialisiert, insbesondere jungen Menschen durch verschiedene Exponate, praktische Beispiele und Möglichkeiten zum Experimentieren die Zukunftstechnologie Wasserstoff näherzubringen. Schulleiterin Dr. Fleuchaus: "Wir wollen mit dem HyLab ein paar Funken zum Glühen bringen, damit man sich weiter mit Wasserstoff beschäftigt."
Werkstattleiter Gantner ergänzte: "Es liegt an uns, das Thema den Menschen näherzubringen. Wir müssen zeigen, dass diese bestechende Technologie praktikabel und anwendbar ist." Exemplarisch stellten Gantner und Fleuchaus die bereits erfolgreich umgesetzten H2-Projekte des Rems-Murr-Kreises vor, der sich auf die Fahnen geschrieben hat, "grüner Landkreis" zu sein und deshalb u.a. auf Wasserstoffbusse setzt und grüne Elektrolyse durch Freiflächenfotovoltaik ermöglicht.
"HyLab" Backnang
Präsentation Heribert Gantner und Dr. Isolde Fleuchaus (Gewerbliche Schule Backnang)
Im Anschluss an die Vorträge konnten die Workshop-Teilnehmenden in den direkten Austausch mit den H2-Expertinnen und -Experten treten und sich zum Thema vernetzen.
Patrick Stimpfle und Timo Kannegießer stellten zudem an einem eigenen Informationsstand die Community-App "SHK-Heroes" vor. Seit circa einem Jahr ist die Anwendung in allen gängigen App-Stores verfügbar und soll Auszubildende im Bereich Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik auf ihrem Weg zum erfolgreichen Abschluss begleiten. Sie bietet der Zielgruppe als Community-App eine Möglichkeit zum unmittelbaren Austausch, u.a. um Antworten auf offene Fragen aus dem Arbeitsalltag zu bekommen. Daneben ist "SHK Heroes" eine Lern-App, die eine integrierte Akademie bietet, die verschiedene Onlinekurse bereithält in denen das eigene Wissen zum Thema SHK getestet werden kann.