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Interview mit Heiko Weber und Ariane Baderschneider (BBNE-EcoNet)
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Im Gespräch mit Leando stellen Heiko Weber und Ariane Baderschneider vom Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) BBNE-EcoNet vor. In dem Projekt arbeiten – gemeinsam mit dem f-bb – das Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft (BIWE) und das Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft (BSW) zusammen.

Leando: Das Projekt hat erst im Juli 2024 begonnen und präsentiert bereits ein breites Angebot an Workshops und Qualifizierungen. Welche Strategie steckt hinter diesem "Frühstart"?

Weber: Wir haben unsere Qualifizierungsangebote gleich im Herbst ausgerollt und ins Schaufenster gestellt, weil uns wichtig ist, nicht erst ins Entwickeln zu gehen und Angebote neu zu machen. Es gibt einfach schon viele gute Sachen. Wir greifen dabei auch auf Qualifizierungen der Bildungswerke zurück, die es in Ansätzen bereits vor Projektstart gab und zum Beispiel in vorhergehenden Förderphasen entwickelt wurden. Das entspricht ja auch dem Impuls der NIB-Förderrichtlinie. Es ist uns auch wichtig als Kontaktstelle sofort sichtbar und ansprechbar zu sein.

Was möchte BBNE-EcoNet bewegen?

Weber: Ziel unseres Projekts ist, dass BBNE-Angebote bei allen Bildungswerken in Deutschland sichtbarer werden. Es gibt Bildungswerke, die sich hier schon auf den Weg gemacht haben. Es gibt aber auch Bildungswerke, die wir noch stärker einbinden werden, um am Ende zu erreichen, dass BBNE-Angebote in deren Portfolio enthalten und für Unternehmen gut sichtbar sind. Der andere Schwerpunkt liegt darin, mit passenden Qualifizierungsangeboten Unternehmen auf dem Weg zu einem nachhaltigen Lernort zu begleiten und zu unterstützen. Hier sind wir durch unsere Partner, das Bildungswerk Baden-Württemberg und das Bildungswerk Sachsen, breit aufgestellt.

BBNE-EcoNet wird aber nicht auf die Regionen Baden-Württemberg und Sachsen begrenzt bleiben?

Weber: Durch unsere Online-Angebote können wir auch Unternehmen aus anderen Bundesländern unterstützen. Und mit den Bildungswerken sind wir sowieso bundesweit aktiv. Hier laufen schon Design-Thinking-Prozesse. Hier sagen wir zu den Bildungswerken: Schaut auf Euer Angebotsportfolio! Schaut, wie Ihr aufgestellt seid! Wie müsst Ihr aufgestellt sein, damit Eure Angebote gut sichtbar und nachgefragt sind? Was wir in Baden-Württemberg und Sachsen umsetzen, teilen wir mit anderen Bildungswerken, damit auch diese sich – mit eigenen Strategien – auf den Weg machen.

Wie teilt sich das f-bb mit den aktuellen Projektpartnern – BIWE und BSW – die Arbeit auf?

Baderschneider: BIWE und BSW sind zuständig für die Durchführung verschiedener Formate zur Qualifizierung von Bildungspersonal, Auszubildenden und Nachhaltigkeitsbeauftragten – digital und in Präsenz. Das sind sie Profis. Sie informieren darüber hinaus über aktuelle Trends und neue Entwicklungen, aber auch über offene Herausforderungen im Kosmos der BBNE.

Weber: Das f-bb arbeitet mit Bildungswerken vor allem daran, bestehende BBNE-Angebote weiterzuentwickeln oder Strukturen zu schaffen, die eine bessere Passung und Vermittlung der Angebote gewährleisten können. Insgesamt verfolgen wir alle das Ziel, BBNE in die Breite zu tragen, bestehende Qualifizierungen umzusetzen und BBNE-Angebote sichtbarer zu machen. Das eint uns. Und dann geht es ganz klar nach den Stärken der Partner.

 

"Wir vermitteln Grundlagen- und Gestaltungskompetenz und fördern die Fähigkeit, BBNE-Ansätze im eigenen Unternehmen aufzuspüren."

 

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Unternehmen aller Branchen und Größen haben sich ja zum Ziel gesetzt, nachhaltiger zu agieren. Worin unterscheiden sich diese Anstrengungen zwischen größeren und kleineren Unternehmen?

Baderschneider: Kleine Unternehmen haben oft weniger personelle Ressourcen. Sie haben dafür aber eher kurze Entscheidungswege und mehr Freiheitsgrade für Innovationen und experimentelle Schritte.

Weber: Große Unternehmen haben mehr personelle Ressourcen, müssen aber auch mehr Auflagen erfüllen – beispielsweise in den Bereichen Nachhaltigkeit, Lieferketten und Recht. Gleichzeitig können sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eher auf Schulungen schicken oder Knowhow einkaufen.

Benötigen KMU also mehr Unterstützung?

Weber: Als Projekt sprechen wir grundsätzlich alle Unternehmen an. Aber natürlich versucht man in Projekten immer, KMU stärker mitzunehmen. Personalarbeit besteht dort manchmal bloß darin, eine Lohnabrechnung zu machen. Das ist auch in Ordnung, weil es zum Kerngeschäft gehört und für andere Aufgaben wie Kompetenzentwicklung im Arbeitsalltag häufig die Zeit fehlt.  Deshalb ist unser Angebot vor allem für KMU wichtig.

Wie bringen sie diese Betriebe in Sachen Nachhaltigkeit konkret weiter?

Weber: Wir vermitteln Grundlagen- und Gestaltungskompetenz und fördern die Fähigkeit, BBNE-Ansätze im eigenen Unternehmen aufzuspüren. Dabei sagen wir nicht: Wir machen jetzt dieses und jenes und dann seid ihr nachhaltig. Stattdessen fordern wir dazu auf, sich das eigene Unternehmen anzuschauen und auf die Suche nach eigenen Projekten zu machen – mit dem durch uns vermittelten Hintergrundwissen zum Thema BBNE, beispielsweise zu den Standardberufsbildpositionen und den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen. Und je öfter man sowas übt und die Nachhaltigkeitsbrille aufsetzt, desto besser sieht man sowas auch. Man fängt dann klein an und arbeitet immer weiter. Auf diese Weise können die Unternehmen auch dann die BBNE-Prozesse fortführen, wenn wir vom Projekt nicht mehr involviert sind.

Ist dieser Ansatz für bestimmte Branchen besonders gut geeignet?

Weber: Wir kümmern uns zunächst um das Mindset in Sachen Nachhaltigkeit. Das ist branchenunabhängig möglich. Und in manchen Unternehmen ist das noch nicht sehr ausgeprägt. Wir entdecken dann gemeinsam bereits vorhandene Inhalte und Aktionen zum Thema Nachhaltigkeit und knüpfen daran an. Auch das ist branchenunabhängig möglich.

Baderschneider: Wir setzen nur in manchen Bereichen auf branchenspezifische Informationen und nutzen dafür etwa Materialien aus anderen Projekten des BIBB – beispielsweise für die Chemieindustrie oder die Logistikbranche.

 

"Der Nachhaltigkeitscheck kann ein idealer Start für Unternehmen sein, 
die nachhaltiger werden möchten."

 

 

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Wie könnten die ersten Schritte eines Unternehmens aussehen, das beim Thema Nachhaltigkeit vorankommen möchte?

Baderschneider: Unternehmen, die ganz am Anfang beim Thema Nachhaltigkeit stehen, können sich bei unserem EcoNet-Weekly einwählen und Fragen stellen. Gleichzeitig richtet sich dieses wöchentliche Format nicht nur an Einsteiger, sondern auch an Fortgeschrittene. Jeder Betrieb, der eine Frage zu BBNE hat, kann sich hier an uns wenden – egal auf welcher Ebene. Der Vorteil des Formats ist, dass es sehr niedrigschwellig zur Verfügung steht. Man muss sich nirgendwo anmelden und kann einfach teilnehmen – immer mittwochs ab 08:15 Uhr. → An EcoNet-Weekly teilnehmen

Und was passiert, wenn diese erste Kontaktaufnahme erfolgt ist und man weitere Schritte Richtung Nachhaltigkeit gehen möchte?

Baderschneider: Unser Projekt bietet bereits Nachhaltigkeitschecks für Unternehmen an. Hier besuchen Expertinnen und Experten ein Unternehmen und führen einen Check durch – und zwar in verschiedenen Bereichen eines Unternehmens. Am Ende dieses Checks bekommt die Firma eine Übersicht mit Bewertungen zum Stand in Sachen Nachhaltigkeit. Der Nachhaltigkeitscheck kann ein idealer Start für Unternehmen sein, die nachhaltiger werden möchten.

Stoßen Sie beim Thema Nachhaltigkeit eigentlich auch auf Widerstände bei Unternehmen?

Baderschneider: Man muss Unternehmen und Personen unterschiedlich motivieren und individuelle bzw. unternehmensbezogene Strategien entwickeln. Etwas überstülpen funktioniert nicht und das wollen wir auch nicht. Denn man hat immer mit anderen Ausgangsbedingungen zu tun und muss Unternehmen und Mensch dort abholen, wo sie sind. Damit haben wir bisher keine generelle Ablehnung des Themas erfahren.

Welche Hürden gilt es dennoch zu überwinden?

Baderschneider: Manchmal liegt auf der Hand, wo Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit ansetzen können. Aber selbst wenn etwas auf der Hand liegt, fällt die Umsetzung nicht immer leicht. Es gibt hier oftmals ein "knowledge-action-gap", also eine Lücke zwischen den Dingen, die man weiß und dem dazugehörigen Handeln.

Weber: Beim ökonomischen Aspekt von Nachhaltigkeit geht es auch darum Kosten zu senken. Für Unternehmen, die natürlich wirtschaftlich handeln müssen, besteht der Kniff manchmal darin, dass man aufzeigt, dass man mit Nachhaltigkeit auch mehr Geld verdienen kann. Wichtig ist es uns, dass wir am Bedarf ansetzen und den Betrieben keine vorgefertigten Ideen und Konzepte aufzwingen. 

Welche Zutaten sind noch benötigt, um das gewünschte Mindset zu etablieren?

Baderschneider: Man muss verstehen, dass BBNE nichts für Einzelkämpfer ist. Das Thema muss gemeinsam angegangen werden. Unser Ansatz ist, dass man eine ganze Organisation bzw. ein ganzes Unternehmen mitnimmt. Ausbildung ist hier nur ein Teil. Beim Thema Nachhaltigkeit ist wichtig, dass auch die anderen Ebenen im Unternehmen mitziehen. Alle Abteilungen müssen nachhaltigkeitsorientiert handeln, in den drei Dimensionen sozial, ökonomisch und ökologisch. Wenn nur das ausbildende Personal dies verinnerlicht oder nur das Management oder nur der Einkauf kann daraus keine Unternehmensstrategie entstehen. Und das ist für große und kleine Betriebe wichtig.

Was zeichnet die Dozierenden Ihrer Workshops und Qualifizierungen aus?

Baderschneider: Alle Dozierenden sind schon viele Jahre zum Thema BBNE unterwegs und kennen die Organisationsstrukturen von Betrieben.

Weber: Wir haben Leute, die die Sprache der Unternehmen sprechen. Hier wird keine ideologische Keule geschwungen und wir holen die Unternehmen bei den Themen ab, die sie bewegen. Denn hier muss man die Leute auch emotional packen.

Wie ist die "Kontaktstelle" BBNE-EcoNet erreichbar?

Baderschneider: Wir sind auf der Plattform LinkedIn sehr aktiv. Da bekommt man eigentlich alles mit: Angebote, Events, Erfahrungsberichte und Diskussionen. Wir haben natürlich auch Websites. Jeder Partner stellt dort seine Angebote dar, hier kann man sich auch anmelden und unsere Kontaktdaten finden. So kann man ganz schnell einen Termin, etwa für einen Nachhaltigkeitscheck, vereinbaren. Und am einfachsten geht es sicherlich über unser Weekly, jeden Mittwoch um 8.15 Uhr. → An EcoNet-Weekly teilnehmen

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Logo Förderprogramm Nachhaltig im Beruf (NIB)
BIBB
Beschreibung

Nachhaltig im Beruf – zukunftsorientiert ausbilden

Nachhaltig im Beruf stärkt die Umsetzung, Verbreitung und Verankerung einer Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE). Das BMBF-Programm unterstützt die Anwendung der Standardberufsbildposition "Umweltschutz und Nachhaltigkeit" in der Ausbildungspraxis, so dass die Fachkräfte von morgen bereits heute lernen, ökologisch, sozial und ökonomisch verantwortlich zu handeln. Das NIB-Programm ist kofinanziert über den Europäischen Sozialfonds Plus. Mit der fachlichen Begleitung ist das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) beauftragt, mit der administrativen Begleitung die Knappschaft-Bahn-See (KBS). 

Stil
Hellgrau
Teaserbild
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Heiko Weber und Ariane Baderschneider
StMAS N.Schäffler / Privat
Seiten-Teaser Text

Als Teil des Programms "Nachhaltig im Beruf – zukunftsorientiert ausbilden (NIB)", trägt das Projekt BBNE-EcoNet unter anderem dazu bei, dass bestehende und neue Angebote des deutschlandweiten Netzwerks der Bildungswerke der Wirtschaft, die sich mit Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) befassen, sichtbar sind. Das Projekt richtet sich natürlich auch mit eigenen Qualifizierungsangeboten schwerpunkmäßig an das ausbildende Personal in Betrieben und an anderen Lernorten. 

Kachel-Teaser Text
Mehr Nachhaltigkeit in der Ausbildung: Im Gespräch mit den Verantwortlichen des NIB-Projekts BBNE-EcoNet.
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